Mein Recht auf Raubkopien - Über das Runterladen von Musik, Serien und Filmen

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Ich war mal Pirat und bin es heute wieder

Ich habe mir Filme schon als Teenager „raubkopiert“, damals schlicht aus finanziellen Gründen. Ich war einfach nicht bereit, Geld für DVDs auszugeben, wenn man sich Filme auch kostenlos herunterladen konnte. Natürlich hatte das auch einen gewissen Reiz: Man stiehlt einen Film und schaut ihn sich gratis an. Als Teenager fand ich das ziemlich „krass“.

Jahre später habe ich dann selbst gemerkt, dass das Herunterladen von Filmen in der Schweiz zum Privatgebrauch völlig legal ist. Ich war also doch nicht der krasse Verbrecher, für den ich mich damals gehalten habe. Ein Glück!


Die Schweiz tickt anders

Du hast richtig gelesen: Filme herunterladen ist hierzulande für den privaten Gebrauch legal.

Während in Deutschland Abmahnanwälte reihenweise Existenzen ruinieren, erlaubt das Schweizer Urheberrecht ganz offiziell den Download für den Eigengebrauch und das selbst von zweifelhaften Quellen.

Geregelt ist das im Urheberrechtsgesetz (URG):

  • Art. 10 URG: Nur der Urheber darf über Vervielfältigung, Verbreitung und Bearbeitung seines Werkes entscheiden.
  • Art. 19 Abs. 1 URG: Zulässige Verwendungen zum Eigengebrauch.
  • Art. 19 Abs. 2 URG präzisiert, was als Eigengebrauch gilt:
a. die Verwendung im persönlichen Bereich und im Kreis von Personen, die unter sich eng verbunden sind, wie Verwandte oder Freunde  
b. die Verwendung einzelner Vervielfältigungsstücke eines Werkes in einem Betrieb, einer öffentlichen Verwaltung, einer Institution oder einer ähnlichen Organisation für interne Information oder Dokumentation  
c. die Vervielfältigung von Werken im Unterrichtsrahmen

Das ist ausgesprochen angenehm für Privatpersonen. Dem Gesetz nach darf ich meine Filmsammlung sogar ganz legal mit Freunden und Verwandten teilen.

Abstrakter Pirat – Generiert von ChatGPT


Streaming könnte so einfach sein

Doch die gierige Streaming-Industrie torpediert sich meiner Meinung nach selbst. Nur um das klarzustellen: Ich bin kein notorischer Raubkopierer, der alles herunterlädt, was ihm vor den Mauszeiger kommt. Mir geht es hauptsächlich um Fairness und Bequemlichkeit.

Ich war mal stolzer Besitzer einer grossartigen MP3-Sammlung meiner Lieblingskünstler. Tausende Stunden von dröhnendem Death Metal, alles lokal gespeichert. Doch der Aufwand war enorm: Musik herunterladen, korrekt taggen, ein passendes Albumcover hinterlegen, damit es auch im Player meiner Wahl gut aussieht. Das war viel Arbeit und ehrlich gesagt auch ziemlich nervig.

Dann kam Spotify. Anfangs weigerte ich mich, dafür 12 Franken im Monat zu zahlen. Doch bald wurde mir klar: Das lohnt sich einfach. Ich konnte meine MP3-Sammlung guten Gewissens archivieren und stattdessen Spotify nutzen. Ich bin bis heute mit dem Dienst sehr zufrieden.


Mein Archiv gehört mir

Irgendwann kam dann Netflix, und ich war bereit, mein digitales Filmarchiv einzustampfen. Der Speicherplatz wäre anderweitig nützlich gewesen. Hätte Netflix genauso gut funktioniert wie Spotify, wäre ich heute wahrscheinlich kein Pirat.

Aber leider musste ich lernen: Streaming ist zwar bequem, aber auch launisch. Filme verschwinden plötzlich, weil irgendwelche Lizenzen abgelaufen sind? Einzelne Episoden von Serien werden entfernt, weil sie politisch fragwürdig sind?

Geht’s noch!?

Natürlich kann man argumentieren, dass die Lizenzsituation komplex ist und Rechteinhaber geschützt werden müssen aber als Endverbraucher interessiert mich das herzlich wenig. Wenn ich für einen Film zahle, gehört er mir. Punkt. Piraterie ist manchmal der einzige Weg, Inhalte überhaupt noch zu finden und zu behalten.

Netflix hat bewiesen: Es ist kein Ersatz für ein eigenes, dauerhaftes Filmarchiv, das mir Unabhängigkeit garantiert.


X Abos und trotzdem hat man nicht alles

Wer heute alles sehen will, zahlt sich dumm und dämlich.
Netflix hat’s nicht mehr. Disney+ will extra. Und die neue Staffel läuft nur auf irgendeinem obskuren US-Dienst.

Statt fairem Zugang gibt’s eine absurde Zersplitterung, die Nutzer in den Wahnsinn treibt. Piraterie wird hier für mich eher zu einer Art digitaler Selbstverteidigung.

Beispiel gefällig? Hier Serien, die ich gesehen habe, schön verteilt auf etlichen Plattformen:

  • NetflixStranger Things
  • Amazon Prime VideoThe Boys
  • Disney+The Mandalorian
  • Apple TV+Ted Lasso
  • SkyHouse of the Dragon
  • Paramount+Halo
  • HBOThe Expanse

Stell dir vor, ich müsste für jeden einzelnen Dienst separat zahlen. Für ein paar Serien. Sorry, aber das ist dämlich.


Keine Lösung in Sicht

Für mich ist klar: Piraterie im Film- und Serienbereich lohnt sich, zumindest im aktuellen Zustand der Streaminglandschaft.

Ich mache nichts Illegales, und der Mehraufwand ist die gesparten Kosten wert.
Ein Streamingdienst könnte die Oberhand gewinnen, wenn der ganze Unsinn aufhört: Keine Zersplitterung. Keine Content-Löschungen. Keine Lizenzdramen.

Dann wäre ich, und ich bin mir sicher, viele andere auch, bereit, ein paar Franken im Monat zu bezahlen. Doch solange der Markt in diesem erbärmlichen Zustand bleibt, sehe ich absolut keinen Grund, meine Piratenklappe abzusetzen.

Ahoi!


Wer verliert wirklich?

Natürlich kann ich so einen Artikel nicht schreiben, ohne auch einen Blick auf die Opfer von Raubkopien zu werfen. Das gehört zur Fairness dazu. Man hört oft:
„Piraterie schadet den Filmschaffenden!“
Aber stimmt das wirklich?

Hollywood macht trotz Piraterie Milliardenumsätze, mein Mitleid hält sich ehrlich gesagt in Grenzen.
Tantiemen fliessen meist nur zu den Top-Schauspielern, die eh schon Millionen verdienen, da muss niemand hungern.

Aber: Kleine Studios und Indieproduktionen trifft es tatsächlich hart. Für sie kann Piraterie existenzbedrohend sein. Deswegen versuche ich, solche Projekte aktiv zu unterstützen, sei es durch den Kauf digitaler Kopien oder idealerweise mit einem Kinobesuch.



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7 comments
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Ich verstehe deinen Ansatz und kann ihn nachvollziehen. Die Streamingdienste haben ihre Vor- und Nachteile. Sie entscheiden was geschaut werden kann. Ich habe keinen Einfluss darauf. Film die nicht zum Mainstream gehören, verschwinden irgendwann.

Deine Rechtfertigen greift aber etwas zu kurz. Selbst wenn Hollywood Milliardenumsätze macht, schadet Piraterie durchaus jedem der an dem Film beteiligt ist. Egal ob er Tantiemen bekommt oder nicht.
Denn bei der Produktionsplanung spielen die Kosten eine zentrale Rolle. Die Kosten richten sich nach den potentiellen Einnahmen. Piraterie senkt die potentiellen Einnahmen, da Gelder aus Lizenzgebühren wegfallen. Somit wird auch weniger Geld bei der Produktion zur Verfügung gestellt und darunter leidet jeder der am Film beteiligt ist.

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(Edited)

Danke fürs Lesen und deinen Input. Der ist sehr gut nachvollziehbar und auch solide begründet. Ich stimme dir zu, dass Piraterie Einfluss auf die Produktionsplanung und damit auf die potenziellen Einnahmen haben kann.

Natürlich ist mein Post eher einseitig und klar pro Piraterie formuliert. Darum wurde der Aspekt, den du ansprichst, auch nur kurz angerissen. Wenn man das Thema genauer betrachten will, muss man meiner Meinung nach stärker differenzieren.

Nicht jeder Download ist automatisch ein entgangener Kauf. Viele Nutzer hätten den Film gar nicht gesehen, wenn sie dafür bezahlen müssten. Ich persönlich würde nicht im Traum daran denken, für jeden Film zu zahlen, den ich mir anschaue. Ich würde stattdessen einfach darauf verzichten. Insofern ist das kein direkter Verlust.

Ausserdem zeigt die Realität, dass die Filmindustrie trotz jahrzehntelanger Piraterie weiterhin boomt und keinerlei Anzeichen macht, ernsthafte Probleme zu haben. Jahr für Jahr wird mehr produziert, mit immer höheren Budgets. Das passt einfach nicht zum ständigen Gejammer der Branche.

Für kleine Studios sehe ich die Situation allerdings deutlich kritischer. Diese versuche ich, wie im Artikel erwähnt, gezielt zu unterstützen, etwa durch den Kauf digitaler Kopien oder Kinobesuche.

Ich finde aber nach wie vor, dass die Filmindustrie das Piraterieproblem besser bekämpfen könnte, wenn sie ein besseres, konsistenteres und faireres Angebot schaffen würde. Solange sie das nicht tut, bleibt sie für mich nicht nur Opfer, sondern auch Teil des Problems.

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Bei Spotify nervt mich die Werbung und die gegenüber gut komprimierten MP3 schlechtere Audioqualität. Das ist also bisher für mich keine Alternative zur MP3 Sammlung, außer im Auto vielleicht.

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Gegen die Werbung hilft ein Abo oder eine "modifizierte" version der APK 😁

Da ich aber bei Spotify ein anstädniges Angebot habe, bin ich gerne bereit dafür zu bezahlen.

Betreffend der Kompression kann ich nichts sagen. Ich bin schlichtweg nicht Audiophil genug um einen grossen unterschied zu höhren. Böse Zungen würden jetzt behaupten, dass das bei hartem Metal sowieso keine Rolle spielt 🤘
Ist die Kompression bei Spotify wirklich dermassen stark?

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Modifizierte APK klingt gut. 😊

Na ja, ich höre jetzt auch keine Schlagerliedchen. Auch bei harter Musik höre ich zu Hause schon einen Unterschied zu CD, MP3 oder auch Apple Music. Da steht allerdings eine recht potente Kombination aus Vor- und Endverstärker und gute Lautsprecher (Rotel und B&W). Und ich spiele die Musik vom Computer über optisches SPDIF zum Verstärker.

Bei "normaler" Wiedergabe wird wohl kaum jemand einen Unterschied hören. Auch im Auto fällt das kaum auf, und da ist eine Audioanlage von Mark Levinson drin. Vor allem durch die Fahrgeräusche und das Wackeln der Scheiben ab einer bestimmten Lautstärke wird der gute Sound ohnehin zerstört.

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Du hörst deine Musik offensichtlich auf einem ganz anderen Level als ich.
Ich hab meine 30 CHF No-Name-In-Ear-Kopfhörer und die müssen reichen 😄
Den "echten" Musikgenuss hole ich mir dan auf Konzerten 😇

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Ob man mit Kopfhörern einen Unterschied hört sollte ich mal testen. Aber bei In Ear wahrscheinlich nicht. Es muss ja auch nicht jeder so verrückt sein, wie ich. Und für die wenigen Verrückten wird Spotify nichts an der Kompression ändern.